Veröffentlichung in NaturFoto 12/2021- Wildschweinrotte auf Abwegen
Wenn man im Saarland lebt, hat man die Möglichkeit auch mal schnell nach Frankreich oder Luxemburg zu fahren und außerhalb Deutschlands zu fotografieren. Es verschlug mich an einem Samstag wieder mal nach Luxemburg. Dort gibt es in Remerschen, direkt an der Grenze zu Deutschland und Nachbargemeinde von Schengen, ein Naturschutzgebiet. In diesem Naturschutzgebiet trifft man hauptsächlich Wasservögel an. Gerade zu Zugzeiten machen hier alljährlich im Frühjahr, sowie jetzt im Herbst, diverse Zugvogelarten Rast. Von Schwarzstörchen über Zwergdommel, Rohrdommel, Silber- und Graureiher bis hin zum Fischadler legen die Vögel hier gerne eine Pause von der kräftezehrenden Reise ein.
Es gibt dort mehrere Beobachtungshütten, die es ermöglichen, die Vögel geschützt zu beobachten und diese bei ihrer Rast nicht zu stören. Es wird dort, was ich sehr gut finde, auf Disziplin der Besucher (u. a. Rauchverbot, man sollte leise sein, Hunde sind immer an der Leine zu führen) großen Wert gelegt.
So saß ich also wieder in einer der vielen Beobachtungshütten und hielt nach Wasservögeln Ausschau.
Auf einmal bemerkte ich eine etwas sonderbar aussehende Silhouette auf dem Wasser. Ich konnte das auf Anhieb nicht direkt zuordnen. Um diese Silhouette besser bestimmen zu können, griff ich zu meinem Fernglas. Ich musste mehrmals durchsehen um zu verstehen was ich da gerade zu sehen bekam. Ein sehr seltsamer Anblick war das, aber gleichzeitig auch sehr besonders und spannend. Es war eine Rotte Wildschweine die dort durchs Wasser geschwommen kam. So etwas habe ich vorher noch nie gesehen.
Nicht nur der Anblick war außergewöhnlich. Auch die Geräuschkulisse war speziell. Solche Töne hab ich auch noch nie gehört. Schnaubend und nach Luft ringend bewegten sich die Wildschweine gekonnt durchs Wasser.
Verblüffend wie gut diese Wildschweine schwimmen konnten. Das haben sie mit Sicherheit nicht das erste Mal gemacht. Grazil wie Meisterschwimmer absolvierten sie die, doch ein paar hundert Meter, weite Strecke bis zum anderen Ufer.
Ich konnte diese ganze Szenerie, die gut eine Minute dauerte, länger nicht, sehr gut aus meinem Ansitz aus der Hütte heraus beobachten. Sie kamen wirklich direkt unterhalb von mir vorbei geschwommen. Am anderen Ufer angekommen, stiegen sie ganz entspannt aus dem Wasser, schüttelten sich kurz, wie man das von Hunden kennt, dann gingen sie gemein-sam weiter auf Nahrungssuche. Da sieht man wieder mal, was Wildtiere alles auf sich nehmen um an ihr Futter zu gelangen. Auch das war ein bemerkenswerter Gedanke den ich mit nach Hause nahm. Tiere auf Futtersuche nehmen so einiges an Mühen auf sich.
Dieser Anblick, diese Geräusche, einfach einmalig das mit zu erleben. Die Natur bietet halt doch immer wieder die spannendsten Momente. Dafür lohnt es sich als Naturfotograf regelmäßig mit der Kamera unterwegs zu sein. Man weiß wirklich nie, was einen so erwartet. Tolle Momente garantiert!
Liebe Grüße
Marcel